Großes Interesse an zentraler Fortbildungsveranstaltung des Medizinischen Rettungsdienstes

Feuerwehr Stuttgart

30.03.2011, Fortbildungsveranstaltung „Amoklagen“
Großes Interesse an zentraler Fortbildungsveranstaltung des Medizinischen Rettungsdienstes

Bei der ersten zentralen Fortbildungsveranstaltung des Medizinischen Rettungsdienstes der Berufsfeuerwehr im Jahr 2011 reichten die Plätze kaum aus. Herr PD Dr. med. Liener, Ärztlicher Direktor der Orthopädie und Unfallchirurgie des Marienhospitals, ermöglichte es, die große Anzahl von 120 Teilnehmern in der Aula der Krankenpflegeschule des Marienhospitals unterzubringen.
Nach den Grußworten durch Herrn PD Dr. Liener, begrüßte auch der stellvertretende Leiter der Abteilung Einsatz, Herr Oberbrandrat Fischer, die Teilnehmer aus verschiedenen Behörden, Hilfsorganisationen und Kliniken Stuttgarts in der bis auf den letzten Platz besetzte Aula im Namen der Branddirektion Stuttgart. Herr Fischer begann seine Einführung mit einigen persönlichen Erinnerungen an den schrecklichen Amoklauf am 11. März 2009 in Winnenden und Wendlingen. Er sensibilisierte die Teilnehmer dahingehend, dass es bei solchen Lagen ein Höchstmaß an Disziplin der Einsatzkräfte vor Ort bedarf. Auch würdigte Herr Fischer die hervorragende Arbeit der am Rettungsdienst beteiligten Organisationen in Stuttgart bei der „alltäglichen Arbeit“ und insbesondere bei bisherigen Einsätzen mit einer besonderen Gefahrenlage. Viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung bedarf es, genau die Situationen zu erkennen, bei denen, neben der Gefahr für die Patienten auch die Einsatzkräfte ungewollt in Gefahr geraten, so Fischer. In den Leitungsebenen der Polizei, der Feuerwehr, der Rettungsdienste und der Stadtverwaltung sei man im ständigen Kontakt um für alle Notfallereignisse und Schreckensszenarien vorbereitet zu sein.
Anknüpfend an die Ausführung von Herrn Fischer berichtete der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Waiblingen, Herr Polizeidirektor Hönle, über den Einsatz beim Amoklauf in Winnenden aus Sicht der Polizei. Herr Hönle war am 11. März 2009 als Einsatzleiter vor Ort in Winnenden tätig. Erstmalig erfuhren die Teilnehmer Details der grausamen Tat, mit welchem gezielten Vorgehen, welcher Kaltblütigkeit und enormen Ausmaß an Brutalität der Amokläufer Tim K. bei seiner Tat, und dies alles nur in wenigen Minuten, in der Albertville-Realschule in Winnenden vorging. In Verbindung mit den Bildern aus der Presse, die jedem sofort wieder präsent waren und diesen Informationen, hat es einer Vielzahl der anwesenden Kolleginnen und Kollegen geradezu „Gänsehaut“ verschafft. Die Betroffenheit, die Gedanken, „Was hätte ich gemacht…“, „ Wie würde es mir nach solch einer Tat gehen…“ konnte man in der Pause in den Gesichtern erkennen und den angeregten Unterhaltungen der Kolleginnen und Kollegen entnehmen. Bis zum heutigen Tag sind immer noch Einsatzkräfte und Lehrer des Schulzentrums arbeitsunfähig.
Die Polizei hat aus dieser Tat Erfahrungen gesammelt. So wurden bei der Polizeidirektion Waiblingen und darüber hinaus neue Konzepte für die Praxis entwickelt. Ein Teil davon ist ein Katalog mit Einsatzstandards, ähnlich wie ihn die Feuerwehr Stuttgart für ihre Aufgaben bereits schon seit einigen Jahren vorhält. Ein weiterer Punkt ist die verstärkte Einbindung der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr in solche Lagen.
Der Leiter der Notfallseelsorge Stuttgart, Pfarrer Schwab-Godel, berichtete in seinem Vortrag über seine Arbeit und Erfahrungen unter anderem beim Amoklauf in Winnenden. Durch ein ausgeklügeltes System und Netzwerk mit Behörden und Organisationen ist es in kurzer Zeit möglich, auch eine große Anzahl an „Helfern für die Seele“, wie Herr Pfarrer Schwab-Godel es bezeichnet, vor Ort zu bringen. So waren beim Amoklauf in Winnenden innerhalb kürzester Zeit 80 Einsatzkräfte vor Ort. Unter dem Netzwerk in Stuttgart, das unter Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) bekannt ist, sind neben der Notfallseelsorge Stuttgart (NFS), das Kriseninterventionsteam der Johanniter Unfallhilfe (KIT JUH), der Krisen- und Notfalldienst der Evangelischen Gesellschaft (KND) und das Einsatzkräfte Nachsorgeteam der Berufsfeuerwehr Stuttgart (ENTS) integriert. Weiterhin gehören noch zur PSNV Stuttgart im Rahmen der “Psychosozialen Hilfen” die evangelische und katholische Telefonseelsorge in Stuttgart, der Arbeitskreis Leben, die Psychologischen Beratungsstellen und die Schulpsychologischen Dienste von Regierungspräsidium und Staatlichem Schulamt Stuttgart.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Bericht des Ärztlichen Direktors der Orthopädie und Unfallchirurgie des Marienhospitals Herrn PD Dr. med. Ulrich Liener. Er referierte über „Versorgungsstrategien bei penetrierenden Verletzungen“. Herr PD Dr. Liener ist geradezu ein Spezialist für Verletzungsmuster, wie sie bei Amoklagen vorkommen. In seiner beruflichen Karriere hat Herr PD Dr. Liener einige Zeit am Los Angeles County Hospital (USA) gearbeitet. Durch die großen Bandenrivalitäten ist es in der dortigen Notaufnahme Alltag, Schussverletzungen zu versorgen. Wie Herr PD Dr. Liener berichtete, war es auch für ihn anfänglich erschreckend, wie viele Schussverletzungen er dort versorgen musste. Nach kurzer Zeit war es nahezu selbstverständlich, diese Verletzungen zu versorgen, ähnlich wie in Stuttgarter Kliniken Kopfplatzwunden ohne großes Aufhebens versorgt werden. In seinen Ausführungen berichtete er weiter über das Bombenattentat in Madrid (Spanien), das am 11. März 2004 verübt wurde. Dies war der erste bekannte Fall, bei dem die Einsatzkräfte ebenfalls Ziel der Attentäter waren. Bei der ersten Detonation war es nur eine kleine Bombe. Erst nach dem Eintreffen der Hilfskräfte gab es eine große Explosion, bei der 191 Menschen starben und 2051 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Schwer beherrschbare Notfallsituationen seien auch Anschläge mit Kampfstoffen, so PD Dr. Liener. An zwei weiteren Beispielen veranschaulichte er den Verlauf von möglichen Attentaten. Am 9. Oktober 2001 erhielt der US-Senator Tom Daschle einen Brief mit Milzbrandsporen (Anthrax). In der Folge starben 5 Personen und 17 Personen erkrankten. Ebenfalls kritisch war der Sarin-Anschlag der Aum-Sekte am 20. März 1995 auf die U-Bahn in Tokio. Hierbei starben 13 Personen und ca.5.500 Personen erkrankten durch den Giftstoff.
Beim Resümee der Fortbildungsveranstaltung führte Herr Oberbrandrat Fischer unter anderem die gute konzeptionelle Vorbereitung auf Großschadensereignisse in Stuttgart an. Durch das bekannte MANV-Konzept und den Einsatzmitteln wie z.B. GRTW, Abrollbehälter MANV und Abrollbehälter MED-TEC ist die Landeshauptstadt Stuttgart auf eine große Anzahl von Verletzten und Erkrankten sehr gut vorbereitet. Eine wesentliche Säule für einen erfolgreichen Einsatz ist der sehr positive ständige Kontakt aller beteiligten Behörden, Hilfsorganisationen und Kliniken.

RD-Fortbildung Titel RD-Fortbildung Polizei RD-Fortbildung Schwab-Godel RD-Fortbildung Liener RD-Fortbildung Fischer
zurück | Druckansicht | Datenschutz | RSS | Kontakt | Impressum | Interner Bereich

© Feuerwehr Stuttgart – 2023

Einsatzberichte

PKW-Brand in einer Garage, S-Feuerbach
30.04.2024, 13:10 Uhr

PKW-Brand in einer Garage, S-Feuerbach

Fassadenbrand, Stuttgart-Nord
30.04.2024, 00:10 Uhr

Fassadenbrand, Stuttgart-Nord

Küchenbrand
28.04.2024

Küchenbrand

Zimmerbrand
12.04.2024

Zimmerbrand


News

Neubau Feuer- und Rettungswache 5

Ausbau; Planung Umzugs- und Inbetriebnahme
// Video // Neubau Feuer- und Rettungswache 5 - Phase 2

Ausbau; Planung Umzugs- und Inbetriebnahme




andere Bauvorhaben Feuerwehr